Was passiert, wenn ich das mache?
Alter und Anforderungen ändern sich, aber die Regel von Saat und Ernte bleibt die gleiche. Bei dieser ersten Regel geht es nicht darum, unseren Kindern psychologische und beziehungsstörende Konsequenzen zuzumuten, im Sinne von Macht und Manipulation. Eine „Wenn-dann- Erziehung“ greift hier zu kurz. Deshalb folgen nun zwei Beispiele, um das Prinzip in der Anwendung besser verstehen zu können.
Beispiel 1: Sally und Jason
Sally plante einen Ausflug und wollte mit der Familie um 12 Uhr Mittags das Haus verlassen. Ihr Sohn Jason sollte schon seit einigen Tagen eine Gartenarbeit erledigen und das geliehene Werkzeug beim Nachbarn wieder abgeben. Sie erinnerte ihren Sohn gleich nach dem Frühstück. Eine Stunde später saß er immer noch vor dem Fernseher. Eine weitere halbe Stunde danach kam die nächste Erinnerung. Sally kümmerte sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Als sie dann um 11:30 ins Wohnzimmer kam, saß Jason immer noch seelenruhig vor dem TV. Sally rastete aus, beschimpfte ihn, er sei egoistisch und nun kämen alle zu spät zum Ausflugsziel. Sie beschlossen nun, dass Sally, der Vater, eine Schwester und Jason die Arbeit gemeinsam erledigen. Um 13:40 fuhren sie mit schlechter Laune und unterdrücktem Zorn auf Jason, los. Die Stimmung war schlecht und alles machte weniger Spaß!
Beispiel 2: Susan und Jenny
Susan wollte mit ihren drei Töchtern einkaufen gehen. Auch diese Mädchen mussten noch Dinge erledigen. Sie hatten genügend Zeit, ausgemacht war 13:00 Uhr. Eine Viertelstunde vor der Abfahrt stellte Susan fest, dass ihre mittlere Tochter nicht fertig war.„Ach du willst nicht mitkommen, dass ist aber schade, du wirst uns fehlen!“ Ihre Tochter Jenny jammerte, „dass ist nicht fair, das kannst du mir nicht antun!“Susan argumentierte, dass das sehr fair sei und es ihr echt Leid täte, dass sie sich für das Nichterledigen entschieden hatte. Und falls es am Abend noch nicht fertig sei, überlege sie sich eine Konsequenz… aber vielleicht sei das nicht mehr nötig! „bis dann“!Susan und ihre zwei Töchter hatten einen schönen Nachmittag!
In Beispiel 1 erlebte Jason eine psychologische und beziehungsstörende Konsequenz. Diese wirkt wie eine Spirale !
- Sally hatte negative Beziehungskonsequenzen benutzt und natürliche Konsequenzen verhindert. Durch das ständige Ermahnen musste Jason nicht selbst auf die Zeit achten.
- Herumschreien und Zornausbrüche verlagerten das Problem auf Sally. Sie hatte plötzlich ein Problem nicht Jason. Er konnte wohl denken: „Meine Mutter spinnt!“
- Sally bzw. die Familie wurde zum Opfer: “Wir kommen alle zu spät“!
- Falsche Emotionen wurden ausgelöst: Trotz anstatt Traurigkeit und Problem-Lösungsgedanken.
- Das Schlimmste: Sein Fehlverhalten hat nichts gekostet, die Mutter war traurig was in den meisten Fällen keine positiven Konsequenzen hervorbringt.
In Beispiel 2 erlebte Jenny eine natürliche, unmittelbare Konsequenz.
- Sie konnte selbst auf die Uhr schauen wenn sie wollte.Es gab keine emotionalen Ausbrüche, die vom eigentlichen Problem (Faulheit) ablenkten
- Niemand nahm eine Opferrolle ein: Susan behielt das Ruder in der Hand und lies die Stimmung nicht von Jennys Verhalten beeinträchtigen.
- Susan löste keine Gefühlsausbrüche bei Jenny aus, sie musste die natürlichen Konsequenzen einfach spüren und fand sich damit ab
- Ihr Fehlverhalten kostete sie etwas, was ihr wirklich am Herzen lag. Ein zweites Mal wird ihr das eher weniger passieren.
Ziel dieser Regel sollte sein:
Die Konsequenzen sollten das Problem von den Eltern auf das Kind übertragen, weil es der eigentliche Auslöser ist. Das Kind sollte sich Gedanken über sein Problem machen und mit Hilfe der Eltern selbst nach Lösungen suchen.
Grundsatz: Keine emotionalen Strafen und Beschimpfungen, sondern echte Anteilnahme und Natürlichkeit.
Wenn Sie vor einer schwierigen Situation stehen, denken Sie an folgende Fragen:
- Wessen Problem ist es?
- Was kann ich tun, damit mein Kind merkt, dass es sein Problem ist?
- Was tue ich, dass mein Kind von dieser Erfahrung der Selbsterkenntnis abhält?
Ich wünsche uns in der Problemsituation einen guten Blick für die verbalen Interaktionen und dass uns diese oben gestellten Fragen rechtzeitig in den Sinn kommen. Dann sind wir weit davon entfernt uns das Problem selber zuzumuten, sondern wir sind lösungsorientiert unterwegs. Das bringt Entspannung und ein gutes Miteinander!
Eigentlich wollte ich mich kürzer fassen, aber diese Regel ist so fundamental, dass der Beitrag etwas länger ausfiel. Da es ja um Kommunikation geht, kann das Video unten auch noch eine Hilfe sein, um mit unseren Kindern gut zu kommunizieren und unnötige Teufelskreise erst garnicht zu bedienen!
Viel Erfolg beim Umsetzen!
Herzliche Grüße,
Dorothea
Wer alles ausführlich nachlesen möchte, demjenigen empfehle ich das Buch von Henry Cloud und John Townsend!