Hallo liebe Leser,
wie versprochen werden wir heute noch mal genauer beleuchten, wann die Reaktionen des Kindes auf Interventionen nun schmerzlich oder schädliche Auswirkungen haben können. Dr. Clouds Erfahrungen gehen nämlich davon aus, dass Schmerz zum Wachsen dazugehört, jedoch Schaden unbedingt abgewendet werden sollte. Ebenso nimmt der Psychologe uns in die Verantwortung.
Eine kleine Begebenheit führt uns in diese Problematik hinein:
Dr. Cloud:“ Ein Freund von mir, der Psychologe ist, erzählte mir mal von einer Woche, in der seine Frau unterwegs war und er auf die drei Töchter aufpassen musste. Am dritten Tag hatte er die Vierjährige mehrmals ermahnt, sich für den Kindergarten fertig zu machen, doch sie trödelte herum. Langsam wurde er wütend. Er begann sie mit grausamen Strafandrohungen zu überschütten und laut zu werden, als ihm plötzlich die Frage durch den Kopf schoss:“ was würde ich tun, wenn sie meine Patientin wäre?“
Er hielt inne und dachte über mögliche tiefere Gründe nach. Normalerweise war sie ein fügsames Kind, da musste mehr dahinter stecken. Plötzlich fiel ihm ein: „Du vermisst deine Mama, nicht wahr?“, fragte er sie und die Kleine brach in Tränen aus. Er nahm sie in den Arm, tröstete sie und sagte ihr, dass ihm ihre Mama auch fehlte.
Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder und sagte ihm: Komm, Papa, wir müssen jetzt gehen und innerhalb zwei Sekunden waren wir unterwegs.
Kinder senden oft durch ihr Verhalten eine Botschaft aus, weshalb Eltern/Erzieher / Lehrer sorgfältig überlegen müssen, ob das Kind einfach nur bockig ist, ob es ein echtes Bedürfnis verspürt oder etwas Trauriges erlebt hat.
Im obigen Beispiel lag ein echter Schmerz zugrunde und keine Rebellion gegen den Vater.
Eine solche Bewertung des Kindes ist besonders bei Kleinkindern wichtig!
Sie protestieren wenn etwas weh tut, wenn sie hungrig oder durstig sind oder wenn sie sich alleine fühlen. Erst frühestens im zweiten Lebensjahr, wenn Disziplin und Regeln wichtiger werden, können Kinder die unvermeidbare Frustration aushalten.
Also zuerst einmal sicherstellen, dass alle Bedürfnisse gestillt sind, bevor Sie es einer Frustration aussetzen.
Hier ein paar wirklich ernst zunehmende Gründe, bei denen Kinder ihre Hilfe benötigen!
- Verletzte Gefühle aufgrund einer Aussage der Bezugspersonen zu Hause, Kindergarten oder in der Schule
- Ärger über die eigene Machtlosigkeit in Beziehungen und noch zu wenig Selbstkontrolle
- eine traumatische Erfahrung, von der Sie bis jetzt noch nichts mitbekommen haben
- medizinische und körperliche Probleme
- Psychische Schwierigkeiten wie AD(H)S, Depressionen oder Lernstörungen
- Eine einschneidende Veränderung in der Familienstruktur, dem Zeitplan oder dem Lebensstil
Solche Ursachen für ein Fehlverhalten sollten Sie berücksichtigen, bevor Sie mit Konsequenzen beginnen und Grenzen abstecken. Dazu gehört zuerst die Reflexion über sich selbst, um auszuschließen, dass Sie nicht die Schmerzquelle sind.
Zwei passende Sätze dazu habe ich in der Bibel gefunden: Für den Begriff „Eltern“ kann sich jede Person angesprochen fühlen ,die mit Kinder zu tun hat.
„Ihr Eltern, behandelt eure Kinder nicht so, dass sie mutlos und scheu werden!
Ihr Eltern behandelt eure Kinder nicht so, dass sie widerspenstig werden! Erzieht sie mit Wort und Tat nach den Maßstäben, die der Herr gesetzt hat.“
Kinder reagieren nicht gut auf Regeln, die übertrieben streng sind oder von den Eltern mit Bitterkeit und innerem Zorn durchgesetzt werden :
Überprüfen Sie also deshalb Ihr eigenes Verhalten:
- Üben Sie viel Einfluss auf ihre Kinder aus, sodass diese keine eigenen Entscheidungen treffen können und wenig Mitbestimmungsrecht haben?
- Disziplinieren Sie ihre Kinder voller Zorn und mit Schuldgefühlen, statt sie liebevoll die Konsequenzen ihre eigenen Tuns spüren zu lassen?
- Vernachlässigen Sie die Bedürfnisse Ihrer Kinder nach Liebe, Aufmerksamkeit und Zeit?
- Kritisieren Sie die Fehler Ihrer Kinder sehr, ohne sie entsprechend für Erfolge zu loben?
- Sind Sie perfektionistisch und haben Schwierigkeiten damit, auch weniger gelungene, aber ehrliche Versuche zu honorieren und eine grundsätzliche gute Richtung anzuerkennen?
Zusammenfassend wollen wir einfach festhalten:
Beurteilen Sie den Schmerz Ihres Kindes möglichst realistisch. Wenn es wirklich etwas braucht oder verletzt ist, eilen Sie zu seiner Rettung. Wenn es aber nur gegen die Aufforderung des wahren Lebens protestiert, dann zeigen Sie Mitgefühl für die Unannehmlichkeiten und bleiben Sie fest. Später werden Ihre Kinder es Ihnen danken(allerdings auch erst dann!)
Wenn Ihre Kinder es lernen, den Schmerz zum Verbündeten zu machen, statt ihn vermeiden zu wollen, sind sie in der Lage, ihre Probleme zu lösen. Doch langfristig möchten wir erreichen, dass Kinder Probleme proaktiv begegnen. Im nächsten Beitrag möchte ich erläutern, was das ist und wie dies aussehen kann!
Bis dahin liebe Grüße,
Dorothea