Ich bin der Nabel der Welt – Die Respekt – Regel
heute widmen wir uns einem, meiner Meinung nach, sehr wichtigen Aspekt. Die Respekt-Regel ist Voraussetzung für Integration ! Viele Eltern, Erzieher bzw.Kinder haben ihre Schwierigkeiten damit. Schauen wir mal in unseren Alltag!
Wenn Sie ihr Kind, in der Zeit bis zur Pubertät, aus unterschiedlichen Gründen einem Babysitter anvertrauen müssen, wie oft haben Sie den Kommentar ihres Kindes gehört?:
“Also Mama und Papa, ich sehe ein, dass ihr mal Zeit miteinander verbringen möchtet, geht nur wir kommen klar. Amüsiert euch! Ich muss ja lernen auf mich selbst aufzupassen und die Bedürfnisse anderer Menschen zu respektieren!“
Oder hat ihre Achtjährige schon jemals gesagt:
“Mama das verstehe ich, obwohl ich jetzt gerne ein Eis hätte, merke ich doch, dass du schnell nach Hause willst, machen wir es so wie du möchtest!“
Oder kennen Sie die Teenie – Version:“ Natürlich sehe ich ein, warum ich nicht mit auf die Skifreizeit kann. Es würde unser Familienbudget zu sehr belasten. Ich suche mir also einen Job und verdiene mir das nötig Geld selbst!“ (Ausnahmen bestätigen die Regel)
„Ich denke das klingt nicht sehr vertraut“, meint Henry Cloud unser Buchautor.
Der gemeinsame Nenner all dieser Situationen ist:
Respekt gegenüber anderen Menschen, ihren Bedürfnissen, Entscheidungen und Gefühlen.Dieser Respekt entsteht leider nicht von alleine, sondern ist erlernt !
Es geht einfach darum, die Grenzen eines anderen Menschen zu akzeptieren: Hat man das nicht gelernt, muss man sehr viel Schmerz und Abweisung einstecken. Wir haben ja schon im, ersten Beitrag zu „Liebevoll Grenzensetzen“ festgestellt, dass jedes Kind mit dem Wunsch zur Welt kommt, seinen Kopf durchzusetzen und es naturgemäß wenig Mitgefühl für andere Menschen zeigt.
Deshalb liegt nun die Aufgabe bei uns, unseren Kinder von dieser natürlichen Respektlosigkeit bezüglich der Grenzen anderer Menschen zu kurieren.
Grenzen respektieren
Um mit anderen Menschen gut auszukommen, muss ein Kind verschiedene Dinge lernen:
- andere nicht zu verletzen
- ein Nein zu respektieren, ohne großen Streit, Strafen oder Machtspiele
- Grenzen generell respektieren
- Die Einzigartigkeit des anderen Menschen zu schätzen
- Traurig zu sein und nicht wütend, wenn es nicht bekommt, was es will, weil es sonst die Grenzen einer anderen Person verletzen würde.
Das alles kann ein Kind von Natur aus nicht, wir müssen es ihnen beibringen!
- Verständnis
- Korrektur
- Konsequenzen
Lassen Sie selbst nicht zu, dass man Sie respektlos behandelt! Wenn Sie ein Nein dazu sagen, dass Ihr Kind ihre persönlichen Grenzen niederwalzt, begreift es nach und nach den Sinn dieser Einrichtung.
Hier ein Beispiel: Billy 11 Jahre
Billy:„Mama , ich gehe rüber zu Joel zum Hockeyspielen! Bis dann!
Mama:“ Nein Billy, du kannst noch nicht gehen; erst musst du deine Hausaufgaben machen!“
Billy: “Ach komm Mama ! Alle gehen da hin. Ich kann doch die Hausi später machen!“
Mama: “Billy ich kann gut verstehen, dass du jetzt zum Hockeyspielen willst, aber du warst heute Mittag im Schwimmbad und wir hatten ausgemacht, dass du deine Hausi anschließend und noch vor dem Abendessen machst!“
Billy:“ Ja aber ich kann sie doch auch mal nach dem Essen machen.“
Mama:“ Eine Abmachung ist eine Abmachung! Ich will jetzt nicht mehr darüber diskutieren!“
Billy:“ Du bist do dumm und gemein! Du kapierst gar nichts! Doofe Mama!“
Verzweifeln Sie nicht, wenn Ihnen solche Szenen bekannt vorkommen! Normale Kinder hassen Grenzen, zumindest am Anfang. Die Frage ist nur, wie gehen Sie mit Hass und Respektlosigkeit um?
Das Heilmittel ist zunächst Verständnis und Korrektur und erst anschließend folgen Konsequenzen.
Hier ein paar Beispiele für Verständnis und Korrektur:
„Billy, ich kann verstehen, dass du jetzt enttäuscht bist, aber so lasse ich nicht mit mir reden. Wenn du mich doof und dumm nennst, tut mir das weh. Es ist in Ordnung wenn du traurig oder wütend bist, aber ich lasse mich nicht von dir beschimpfen!
„Billy ,ich verstehe, dass du sauer bist, aber wie fühlst du dich, wenn jemand dich als doof und dumm bezeichnet? (Auf Antwort warten, damit das Kind wirklich eine Antwort geben muss) Möchtest du gerne mit Schimpfnamen bedacht werden?
Wenn nun eine Entschuldigung ihres Kindes folgt, hat es einen Schritt auf dem Weg zum Respekt für den Nächsten getan. Bleibt dies jedoch aus und es zeigt auch keine Zeichen der Reue sollten unbedingt Konsequenzen folgen!
„Billy, ich habe dich gebeten, nicht so mit mir zu reden. Ich höre nicht auf solche Beschimpfungen, weil sie mich verletzen. Geh jetzt in dein Zimmer und denk darüber nach, wie du deine Wünsche auf eine vernünftige Art äußern kannst!
„Billy, wenn du mich nur beschimpfen kannst, dann geh und such dir jemanden, der sich das anhören will. Ich will es jedenfalls nicht! Geh!
Die Konsequenzen sollten immer mit dem Fehlverhalten in Verbindung stehen. Hier im Beispiel von Billy, war das Fehlverhalten auf der Beziehungsebene. Deshalb könnte als Konsequenz seine Beziehungen auch zeitweise getrennt werden, damit er den Verlust auch richtig einordnen kann. Beziehungen leiden, wenn Grenzen nicht eingehalten werden!
Die Grenze ist nur dann Realität, wenn sie beibehalten wird. Kinder respektieren Grenzen nur, weil sie fest steht und nicht weichen wird.
Die besten Lehrmeister hierzu sind die Grenzen und die Liebe. Streiten Sie nicht mit ihrem Kind, sondern solidarisieren Sie sich und nehmen empathisch Anteil an seinen Gefühlen!
Vielleicht üben Sie schon mal folgende Empathie-Statements ein, damit die nächste Grenzüberschreitung positiv abläuft!
„Ich kann verstehen, wie frustrierend das für dich sein muss!“
„Das ist bestimmt schwer für dich, wenn die anderen hingehen dürfen und du nicht!“
„Ich kann es auch nicht leiden, wenn ich etwas erledigen muss, was mir gar keinen Spaß macht!“
Es ist wirklich schlimm, wenn man etwas verpasst, an dem einem so viel liegt!“
„Ich weiß, das ist hart!“
„Ich würde auch lieber Tennis spielen, als die Wäsche zu machen. Wirklich ätzend!
Bleiben Sie fest und zeigen Sie Mitgefühl, werden Sie nicht zornig oder strafend! Der Protest wird bald erlahmen und das Kind fängt an, das einzig angemessene Gefühl im Zusammenhang mit Grenzen zu empfinden: TRAUER
Die Respekt Regel lehrt Kinder, dass die Welt nicht ihnen gehört und dass sie sie mit anderen teilen müssen. Sie lernen gute Nächste zu sein und andere Menschen so zu behandeln, wie sie selbst gerne behandelt werden möchten. Sie bekommen nicht immer was sie wollen und sie überleben es ganz gut, wenn das passiert. Sie akzeptieren Grenzen und die Tatsache, dass sie absolut sind. Sie können ein Nein von anderen annehmen ohne einen Streit vom Zaum zu brechen. Und sie können akzeptieren, dass andere Menschen getrennt von ihnen, ein eigenes Leben haben.
Ich wünsche gelungene Grenzsituationen!
Schöne Grüße
Dorothea